Stiftsmuseum Xanten
Das Licht- und Schattenspiel einer byzantinischen Seide im neuen Xantener Stiftsmuseum
Das Messgewand des heiligen Bernhard von Clairvaux stellte neben all den anderen Kostbarkeiten innerhalb der liturgischen Gewänder eine besondere Herausforderung an uns als Lichtgestalter.
Die glockenförmige Kasel, die Bernhard von Clairvaux 1147 bei einer Messfeier in Brauweiler getragen haben soll, ist aus einer byzantinischen Seide des 11.-12. Jh. gefertigt. Die Besonderheit dieser monochromen, gold-gelben Seide liegt in ihrer außerordentlichen Webtechnik. Kett- und Schussfäden werden in einem komplizierten Rhythmus so miteinander verflochten, dass die vertieft liegenden Fäden der Seide wie dunkle Eingravierungen in einer hellen Fläche erscheinen. Auf diese Art und Weise entsteht bei diesen sog. „geritzten Seiden“ allein durch Licht- und Schattenwirkung ein subtiles ornamentales Muster, in diesem Fall ineinander geschobene Spitzovale, deren Innenzeichnung aus Palmetten und Rosetten besteht.
Um diese zarten Ornamente für den Besucher sichtbar werden zu lassen, bedarf es einer sehr kontrollierten Lichtführung. 60 Glasfaseroptiken in der Vitrine mit ihrem punktgenauen, steilwinkligen und dadurch kontrastreichen Licht heben diese Ornamente plastisch hervor. Damit die Kasel aber nicht in die Vielzahl ihrer Details „zerfällt“, wird sie mit einem externen, frontalen Licht tarierend „zusammengefügt“. Diese kombinierte Beleuchtung ist nahezu einmalig und ermöglicht es dem Besucher, sich nicht nur von dem zarten Glanz dieses über 900 Jahre alten liturgischen Gewandes verzaubern zu lassen, sondern auch die anderen Kostbarkeiten in ihrem Detailreichtum zu erleben.
Ausstellungsgestaltung: Ingrid Bussenius
Alle Photos dieser Seite von Eibe Sönnecken