Die Projektionen der Grünewaldausstellung

Die „virtuelle Galerie“ ist der erste Raum, den der Besucher betritt. Über eine Treppe kommt man in den 10 x 26 Meter großen, abgedunkelten Raum und das erste, was man sieht, sind im Raum schwebende Buchstaben, ein Einleitungstext zu diesem Raum. Wenn man dann den Blick durch den Raum schweifen lässt, sieht man die beeindruckende, farbintensive Bilderwelt Grünewalds. Alle seine Bilder sind hier versammelt, aber nicht in Form herkömmlicher Kopien, sondern als schwebende Lichtbilder. Leicht fließende, nicht greifbare, fast flüchtige Abbildungen seiner Werke, die mit ihren leuchtenden Farben den Raum erhellen.

Es gibt in diesem Raum keine festen Objekte mehr, sondern nur hauchdünne, transparente Stoffbahnen, die mehr geahnt als gesehen werden und die durch den Lufthauch der Besucher in Bewegung versetzt werden. Auf ihnen werden die Bilder leuchtend sichtbar. Die fließende Bewegung der Stoffe erzeugt Veränderung der Bilder, die einer Vielzahl von Assoziationen Raum gibt: Augen scheinen sich zu bewegen, Personen zu atmen. Mitunter verbiegt es dem gekreuzigten Christus die Arme derart, dass sich manche Besucher irritiert abwandten, womöglich, weil für sie das Leiden ins Unerträgliche gesteigert wurde.
Alle Projektionen zeigen die Bilder in Originalgröße und in ursprünglichen Bild- und Altarzusammenhängen. So ist zum Beispiel die Stuppacher Madonna wieder im Originalrahmen dargestellt, oder aber beim Isenheimer Altar erscheinen nacheinander alle drei Schauseiten jeweils in ihrem einstigen Bildzusammenhang und geben dem Besucher die Möglichkeit, den Altar in seiner ursprünglichen Komposition zu betrachten. Dies ist beim Original in Colmar nicht möglich. Der Altar wurde teilweise auseinander genommen, um dem Besucher alle Bildtafeln zeigen zu können. Dadurch geht der ursprüngliche Altarzusammenhang mit Ausnahme der ersten Schauseite allerdings verloren.