Ausführung
Nach den Lichtproben wurde in enger Zusammenarbeit mit Frau Bussenius (von Ihr stammt der Vitrinenentwurf) ein möglichst kleiner und unauffälliger Lichtkasten konzipiert, der als eingelassener Deckel oben die Vitrine abschließt. Sämtliche Vitrinen, von Frau Bussenius entworfen, sind aus entspiegeltem Glas und verhindern somit störende Reflexe von anderen Exponaten. Für die Herstellung erhielt die Kieler Firma "Glas und Spiegel Schulz" den Zuschlag. Zwei Stromkreise, die in der Verklebung der Gläser verlaufen, versorgen einmal das Vitrineninnenlicht und zum anderen das Raumlicht. Prinzipiell gibt es zwei Varianten für das Innenlicht: Halogen-Leuchtstoffkombination für Heiltums- und Schatzkammer (selten Glasfaser-Leuchtstoff) und reine Glasfaserlichthauben für die Paramentenkammer. Da in einigen Fällen Unterlichter nötig sind, wurde eine aufwendige Zuleitung durch den Boden zu externen Projektoren gelegt. Interne Projektoren im Sockelbereich hätten zu viel Wärme an die Vitrine abgegeben und eine Zuführung vom Lichtkasten schied aus gestalterischen Gründen aus.
Die Vitrinengrößen variieren stark und dementsprechend auch die Größen der Lichtkästen. Die Halogen-Leuchtstoff-Version hat immer einen unteren umlaufenden Rand von ca. 100 mm in dem in unterschiedlichen Abständen quadratische Ausschnitte angeordnet sind (50 mm Seitenlänge). Dahinter befinden sich die nur von oben zugänglichen Halogenlampen, der Ausschnitt ist mit UV-Schutzglas abgedeckt. Ein spezieller Schwenk- und Neigemechanismus sorgt dafür, daß die Halogenlampe in allen Stellungen immer genau durch den Ausschnitt strahlt. Gleichzeitig ist sie aber so tief im Lichtkasten positioniert, daß sie außerhalb der Vitrine kaum sichtbar ist. Nicht benötigte Ausschnitte werden durch gleichfarbige Bleche abgedeckt. Die Leuchtstofflampenfelder verändern sich je nach Vitrinengröße und es kommen verschiedene Längen und Wattagen zum Einsatz. Oberhalb der Leuchtstofflampen befindet sich ein Reflektorblech, das die Lichtwirkung nach unten verbessert, Streulicht nach oben verhindert und mit seiner V-Prägung den Platz für die zukünftige Raumbeleuchtung birgt. Ein weiteres Deflektorblech verhindert Streulicht von den Halogenstrahlern, läßt aber genug Raum für eine Luftzirkulation zur Wärmeabfuhr.
Der zweite Typus Lichtkasten ist wesentlich einfacher aufgebaut. In je einem vorderen und hinterem Graben sind Endoptiken eingelassen, die schwenkbar gelagert sind und deren Ausstrahlwinkel verändert werden kann. In dem eingelassenen Lichtkasten befindet sich genügend Raum um die Projektoren unterzubringen. Das hält die Zuleitungen kurz und somit (relativ) günstig. In seltenen Fällen bei sehr hohen Exponaten wurden mittig des Lichtkastens weitere Endoptiken eingesetzt.
Die Pultvitrinen in der Bibliothek und dem Drei-Könige-Raum werden durch einen Glasfaserlichtstab intern beleuchtet. Dieser Stab hat einen Durchmesser von 30 mm und ein durchgängiges Linsensystem. Der Stab läßt sich in seiner Halterung, die gleichzeitig als Zuführung der Fasern dient, drehen. Mit etwas Aufwand kann man sogar den Austrittswinkel beeinflussen.
Da in Bibliothek und Lapidarium nur wenige oder kleine Pultvitrinen vorgesehen waren, war ein Raum- und Objekt-Lichtsystem nötig, das nach Möglichkeit nicht den eingangs erwähnten Showroom-Charakter erzeugt. Hier konnte das Kreon-System am ehesten Überzeugen, da es bauartbedingt seine orthogonale Form bewahrt, trotz unterschiedlicher Strahlrichtung der einzelnen Lampen.
Das in die Lichtkästen zu integrierende Raumlicht bei Schatz- und Paramentenkammer blieb bis zuletzt eine spannende Angelegenheit. Die gewünschte Lichtwirkung war inzwischen klar: gleichmäßig-diffuse Beleuchtung der Schatzkammer und sanfter Lichtverlauf von außen hell zu mittig dunkel in der Paramentenkammer. Die genaue Einstellung ließ sich jedoch erst bei vollständig eingeleuchteten Vitrinen vornehmen, da erst dann das Verhältnis zwischen Raum- und Vitrinenlicht vergleichbar war. Auch der Anteil des Streulichtes der Vitrinen mußte mit berücksichtigt werden. Für die Beleuchtung dieser Räume wird ausschließlich Leuchtstofflampenlicht eingesetzt. Dies unterstützt die gleichmäßig diffuse Lichtführung und birgt einen besonderen Clou: durch einstellbare Deflektoren läßt sich das Licht genau abschatten, hat aber nicht ganz so scharfe Ränder.
In der Paramentenkammer wird die Gewölbedecke exakt von Rand zu Rand beleuchtet, die Wände jedoch bleiben dunkel.
Das Licht setzt präzise ab der Kämpferlinie ein und hat eine hohe Gleichmäßigkeit der in der Helligkeit in Längsrichtung. Da der oft übliche Lichtschein bzw. Schattenwurf um die Leuchte herum völlig entfällt, ist die Herkunft des Lichtes nicht mehr nachvollziehbar - der Eindruck eines aus sich heraus leuchtenden Gewölbes entsteht.
In der Schatzkammer wird ähnlich verfahren, durch Lichtüberlagerungen von verschiedenen Vitrinen aus konnte die Schattenwirkung der grob strukturierten Decke minimiert werden. Durch unterschiedliche Anzahl und Wattagen von Leuchtstofflampen gelang es, die Bereiche mit den schwarzen Steinen ähnlich hell wirken zu lassen wie die Bereiche mit den hellen Steinen.